Induktion und Suggestion sind der Kern jeder Hypnose. Aber das allein reicht nicht aus, um jemandem erfolgreich zu einer neuen Realität zu verhelfen. Auch wenn es in der Hypnoseshow oft so aussieht, als müsste der Hypnotiseur dem Hypnotee nur kurz am Arm ziehen, »Schlaf!« rufen und schon hat er ihn unter seiner völligen Kontrolle. Zu einer erfolgreichen Hypnose gehört weit mehr, als man auf den ersten Blick sieht.
Hypnose ist ein Verfahren zur Veränderung der erlebten Realität. Um diese Realität verändern zu können, müssen wir uns zunächst klar machen, wie erlebte Realität überhaupt entsteht und in unserem Kopf aufrecht erhalten wird.
Was ist eigentlichRealität?
Realität ist im Prinzip nichts anderes als eine Vielzahl von Überzeugungen, die wir über die Welt haben. Diese Überzeugungen haben sich im Laufe unseres Lebens durch Erlernen, Ausprobieren und Überprüfen gebildet und gefestigt. Ich bin zum Beispiel der Überzeugung, dass eine Zitrone sauer schmeckt. Das habe ich in früher Kindheit gelernt und im Verlauf meines Lebens immer wieder verifiziert. »Zitrone schmeckt sauer« gehört zu meiner Realität. Jedes Mal, wenn ich in eine Zitronenscheibe beiße, wird diese Überzeugung verstärkt. Dies funktioniert wie in einem Kreislauf: Ich nehme etwas wahr (Aussehen und Geschmack der Zitrone), vergleiche das mit meiner Überzeugung (Zitrone schmeckt sauer), zeige eine physiologische Reaktion (Speichelfluss, Gesicht verziehen) und erlebe so meine Realität (Zitrone schmeckt sauer).
Dieser Kreislauf aus Überzeugung, Wahrnehmung, physiologischer Reaktion und Erleben läuft ständig in uns ab und formt unsere Realität. Die Überzeugung ist dabei das Schlüsselelement, durch sie interpretieren wir unsere Wahrnehmungen und die Interpretation der Wahrnehmung wiederum bestärkt unsere Überzeugungen.
Registriere Dich jetzt für meinen Newsletter und erhalte exklusiven Zugang zum Download-Bereich mit der aktuellen Referenzkarte “Hypnotischer Kreislauf”!
Realität verändern – aber wie?
Wollen wir nun die erlebte Realität eines Menschen verändern, müssen wir als erstes dessen Überzeugung ändern. Das geht am besten in Trance, denn dann haben wir einen besseren Zugang zum Unterbewusstsein. Um beim klassischen Beispiel der Zitrone zu bleiben, könnten wir zunächst durch Suggestionen ein starkes Durstgefühl auslösen und das Verlangen nach frischem Saft. Als nächstes bekommt der Hypnotee eine Zitronenhälfte in die Hand gedrückt, verbunden mit der Suggestion, dass es sich um einen saftigen Pfirsich handelt. Diese Wahrnehmung (ich halte etwas in der Hand) wird nun mit der Überzeugung (ich bekomme einen Pfirsich) verglichen und so uminterpretiert, dass beides zusammenpasst. Schon ist die Realität verändert und der Hypnotee ist davon überzeugt, einen Pfirsich in der Hand zu halten. Diese neue Überzeugung hilft nun dabei, auch die Wahrnehmung des Geschmacks neu zu interpretieren, denn beim Beißen in die Zitrone wird der Geschmack so uminterpretiert, dass er zur Überzeugung passt. Der Kandidat beißt herzhaft in die Zitrone und freut sich, dass er einen saftigen Pfirsich isst.
Die Kunst der Hypnose liegt darin, die Überzeugungen des Hypnotees so zu verändern, dass dieser sie auch annehmen kann. Das heißt zum einen, die Realität in kleinen, aufeinander aufbauenden Schritten zu verändern, den Regelkreis also nicht durch zu abwegige Suggestionen zu zerstören. Außerdem muss der Hypnotiseur ständig dabei helfen, den Kreislauf stabil zu halten, muss den Hypnotee also andauernd in seinem Erleben bestärken (»Ja, du schmeckst den süßen leckeren Saft des Pfirsichs, genau so ist es gut!«) und durch gut strukturierte Suggestionen den Regelkreis aufrecht erhalten.